Einleitung
Pilze sind mikroskopisch kleine Einzeller, die in feuchter, warmer Umgebung besonders gut gedeihen. Während viele Pilze harmlos sind oder auf unserer Haut leben, ohne Probleme zu verursachen, können manche unter bestimmten Bedingungen Infektionen auslösen, sogenannte Mykosen.
Von medizinischer Bedeutung sind vor allem:
- Dermatophyten (Hautpilze)
- Hefepilze (v. a. Candida-Arten)
- Schimmelpilze
👣 Hautpilz (Dermatophytose / Tinea)
Ursachen & Übertragung
Hautpilze (Dermatophyten) befallen vor allem die oberen Hautschichten (Hornschicht). Die Erreger werden zumeist durch:
- direkten Hautkontakt mit infizierten Personen
- Kontakt mit kontaminierten Oberflächen (z. B. in Duschen, Schwimmbädern, Saunen, Umkleiden)
- Kontakt mit infizierten Haustieren (häufig Katzen, Hunde, Meerschweinchen)
- oder geteilte Gegenstände (Handtücher, Schuhe, Sportgeräte)
besonders leicht übertragen.
Risikofaktoren
- feuchtes Milieu (z. B. verschwitzte Haut oder enge Kleidung)
- geschwächtes Immunsystem
- kleine Hautverletzungen oder aufgeweichte Haut (z. B. durch Schwitzen oder Wasser)
- Diabetes mellitus oder Durchblutungsstörungen
Typische Erscheinungsformen
- Fußpilz (Tinea pedis): häufigste Form, meist zwischen den Zehen beginnend. Symptome: Rötung, Juckreiz, Schuppung, Brennen, Hautrisse.
- Leistenpilz (Tinea cruris): scharf begrenzte, gerötete, juckende Hautareale an der Innenseite der Oberschenkel oder in der Leistengegend.
- Körperpilz (Tinea corporis): runde, randbetonte Rötungen am Körperstamm, oft mit schuppendem Rand und zentraler Abblassung – klassische „Ringflechte“.
- Kopfpilz (Tinea capitis): tritt v. a. bei Kindern auf, führt zu schuppigen Arealen mit Haarausfall.
- Handpilz (Tinea manuum): oft nur eine Hand betroffen, mit trockener, rissiger Haut und Schuppenbildung.
Unbehandelt können sich die Pilze ausbreiten und tieferliegende Hautschichten befallen.
💅 Nagelpilz (Onychomykose)
Ursachen & Symptome
Nagelpilz ist eine chronisch verlaufende Pilzinfektion der Finger- oder Fußnägel, die meist in Kombination mit Fußpilz auftritt. Die Erreger – meist Dermatophyten, selten Hefepilze – dringen über kleinste Risse oder Verletzungen in den Nagel ein.
Typische Anzeichen
- weißliche bis gelbliche Verfärbung der Nagelplatte
- Verdickung und Brüchigkeit des Nagels
- Abhebung der Nagelplatte vom Nagelbett
- Unregelmäßige Oberfläche, Rillen oder Splitterung
Begünstigt wird Nagelpilz durch enge Schuhe, feuchte Umgebung, Schweißfüße oder Durchblutungsstörungen.
Unbehandelt kann der Pilz den gesamten Nagel zerstören und auch andere Nägel infizieren.
👄 Candidose (Hefepilzinfektion)
Auslöser
Candida albicans ist der häufigste Erreger dieser Form. Hefepilze gehören eigentlich zur normalen Haut- und Schleimhautflora, können aber unter bestimmten Bedingungen überhandnehmen:
- nach Antibiotikatherapie
- bei geschwächtem Immunsystem
- bei hormonellen Veränderungen (z. B. Schwangerschaft, Diabetes)
- durch Reibung, Feuchtigkeit oder mangelnde Belüftung (Hautfalten)
Typische Erscheinungsformen
- Mundsoor (orale Candidose): weiß-gelbliche Beläge auf Zunge und Schleimhäuten, die sich nicht leicht abwischen lassen, häufig mit Brennen oder Geschmackstörungen
- Hautcandidose: tritt oft in Hautfalten (Achseln, Leiste, unter der Brust) auf – gerötete, nässende, oft juckende Haut mit Schuppung oder kleinen Pusteln
- Genitale Candidose (Vaginal – / Penisschleimhaut): Juckreiz, Rötung, Brennen, weißlicher Ausfluss oder Belag
🧪 Diagnose
Eine gesicherte Diagnose ist wichtig, um gezielt behandeln zu können – denn nicht jede Rötung ist ein Pilz!
Daher wird bei Verdacht auf eine Mykose:
- ein Abstrich oder
- eine Nagelprobe genommen und
- mikrobiologisch im Labor untersucht
- bei negativem Pilzbefund Entnahme einer Hautprobe
Das Ergebnis zeigt exakt, welcher Pilz vorliegt – und ob eine lokale oder systemische Therapie notwendig ist.
Therapie – lokal, systemisch & naturheilkundlich
Die Behandlung hängt von Lokalisation, Ausbreitung und Erregerart ab:
✅ Lokale Therapie
- Cremes, Gele, Sprays, Nagellack oder Puder mit Antimykotika (z. B. Clotrimazol, Terbinafin, Ciclopirox)
- für Haut, Schleimhaut oder beginnende Nagelinfektionen
- täglich über mindestens 2–4 Wochen
🌿 Ergänzend: Naturheilmittel bei Pilzinfektionen
Einige pflanzliche Wirkstoffe und Hausmittel können begleitend zur schulmedizinischen Therapie eingesetzt werden – insbesondere zur Unterstützung der Hautbarriere, zur Linderung von Juckreiz und zur Hemmung des Pilzwachstums:
- Teebaumöl (antimykotisch, antibakteriell): verdünnt auf betroffene Hautstellen auftragen, aber nicht auf Schleimhäute oder offene Stellen!
- Kokosöl (Laurinsäure wirkt leicht antimykotisch und pflegend): ideal zur Hautpflege bei trockener, gereizter Haut.
- Propolis (Bienenharzextrakt): antimikrobielle Wirkung, v. a. bei Hautcandidosen, in Form von Salbe oder Tropfen.
- Schwarzkümmelöl: immunmodulierend, innerlich und äußerlich einsetzbar.
- Apfelessig (nur äußerlich!): verdünnt als Umschlag oder Fußbad – senkt den pH-Wert und hemmt Pilzwachstum.
✅ Systemische Therapie
- bei ausgedehnten Befunden oder Nagelpilz, der tief in den Nagel eingedrungen ist
- Tabletten wie Terbinafin oder Itraconazol über mehrere Wochen
- Kombination mit medizinischen Nagellacken möglich
⚠️ Wichtig
Auch nach Abklingen der Symptome ist die Therapie konsequent fortzuführen, um Rückfälle zu vermeiden. Regelmäßige Kontrolle ist empfehlenswert.
🧼 Vorbeugung – was Sie selbst tun können
- Füße täglich waschen und gut abtrocknen (auch zwischen den Zehen!)
- Eigene Handtücher, Schuhe und Nagelpflegeprodukte verwenden
- Barfußgehen in öffentlichen Duschen vermeiden
- Synthetische Kleidung und enge Schuhe meiden
- Vorsicht beim Nagelschneiden: immer die Scheren desinfizieren, Verletzungen unbedingt vermeiden (Eintrittsort für Bakterien und Pilze)
- bei Haustieren mit Hautveränderungen: Tierarztbesuch
📌 Fazit
Pilzinfektionen der Haut, Nägel und Schleimhäute sind weit verbreitet – aber gut behandelbar, wenn sie frühzeitig erkannt und konsequent therapiert werden. Bei ersten Anzeichen wie Juckreiz, Rötung, Schuppung oder Nagelveränderung ist eine ärztliche Abklärung mit Erregertest sinnvoll. Wir überweisen Sie hierfür in ein Pilzambulatorium und werden dann das Ergebnis mit Ihnen besprechen. Alle Leistungen hierfür werden von den Kassen übernommen.