Haarausfall & Haarveränderungen
Ursachen, Formen und Behandlung

Haare – Haarausfall und Haarveränderungen

Haare sind nicht nur ein ästhetisches Merkmal, sondern auch ein sensibler Spiegel der inneren Gesundheit. Haarerkrankungen umfassen nicht nur den Haarausfall, sondern auch Veränderungen der Haarqualität – wie brüchige, spröde oder dünner werdende Haare. Männer und Frauen sind hier gleichermaßen betroffen.

Die häufigste Haarerkrankung ist der Haarausfall, aber auch Haarstrukturveränderungen nehmen in unserer Praxis einen wichtigen Stellenwert ein. Ein täglicher Haarverlust von bis zu 100 Haaren beim Waschen ist physiologisch. Beim Bürsten sollten jedoch nicht mehr als 20–30 Haare ausfallen.

Auch wenn Haarausfall altersabhängig bei Mann und Frau oft nur schleichend beginnt, ist es wichtig, möglichst zeitig mit einer Therapie zu beginnen. Denn Ziel ist stets der möglichst lange Erhalt aktiver Haarfollikel – für schöne und dichte Haare!


Ursachen und Symptome von Haarausfall

Die Ursachen für Haarveränderungen sind vielfältig – man unterscheidet zwischen äußeren und inneren Einflüssen:

Äußere Ursachen

  • Mechanische Reize: z. B. straffe Frisuren, Haargummis, Extensions
  • Thermische Belastung: z. B. häufiges Glätten oder zu heißes Föhnen
  • Chemische Belastung: z. B. Färbemittel, Blondierungen, Dauerwellen
  • Entzündliche oder allergische Reaktionen der Kopfhaut, z. B. durch Pflegeprodukte oder seborrhoisches Ekzem

Innere Ursachen

  • Hormonelle Veränderungen: z. B. nach Absetzen der Pille, in den Wechseljahren oder durch Androgene
  • Stoffwechselstörungen: insbesondere Schilddrüsenfunktionsstörungen
  • Mangel an Mikronährstoffen: Eisen, Zink, Vitamin D, B‑Vitamine u. a.
  • Stress, psychische Belastungen oder chronische Erkrankungen
  • Nebenwirkungen von Medikamenten
Nahaufnahme einer gereizten Kopfhaut mit Schuppenbildung, Rötung und Entzündungsanzeichen

Formen des Haarausfalls

Die genaue Form des Haarausfalls ist entscheidend für eine gezielte Therapie:

Androgenetischer Haarausfall – wenn Gene und Hormone das Haar lichten

Darstellung der Stadien des androgenetischen Haarausfalls bei Männern und Frauen

Der androgenetische Haarausfall ist mit Abstand die häufigste Form von Haarausfall – sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Er ist genetisch bedingt und steht in enger Verbindung mit dem männlichen Sexualhormon Dihydrotestosteron (DHT), einer aktiven Form des Testosterons. Die Haarwurzeln reagieren dabei überempfindlich auf DHT, wodurch sich der Haarwachstumszyklus verkürzt und die Haare nach und nach dünner, kürzer und feiner werden – bis sie schließlich ausbleiben.

Therapie des androgenetischen Effluviums

Beim androgenetischen Effluvium steht die gezielte Verlangsamung der Miniaturisierung und der Erhalt aktiver Haarfollikel im Mittelpunkt der Therapie. Bewährt haben sich insbesondere:

  • Minoxidil‑Lösung (2 % für Frauen, 5 % für Männer): regt die Durchblutung an, verlängert die Wachstumsphase
  • Antiandrogene (z. B. Cyproteronacetat, Spironolacton – nur für Frauen): hemmen die Wirkung von DHT an der Haarwurzel
  • Hormonelle Regulierung mittels bestimmter oraler Kontrazeptiva bei Frauen mit Zyklusstörungen oder einem erhöhten Androgenspiegel
  • PRP‑Therapie (Platelet‑Rich Plasma): körpereigene Wachstumsfaktoren zur Aktivierung ruhender Haarfollikel
  • Ergänzend: gezielte Versorgung mit Mikronährstoffen wie Eisen, Zink, Vitamin D, Biotin

Die Therapie sollte frühzeitig begonnen und konsequent über mehrere Monate durchgeführt werden. Ein sichtbarer Effekt stellt sich meist erst nach 3–6 Monaten ein. Wichtig ist die regelmäßige Kontrolle des Verlaufs, um die Maßnahmen individuell anzupassen.

Spezifika nach Geschlecht

Beim Mann:

Mann mit beginnendem Haarausfall und Geheimratsecken
  • Beginn oft zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr
  • Typisch sind Geheimratsecken, später Ausdünnung am Oberkopf (Tonsur)
  • Im Spätstadium typische Hufeisenform (Haarkranz bleibt erhalten)
  • Etwa 80 % der Männer sind im Laufe ihres Lebens betroffen

Bei der Frau:

Frau mit diffuser Ausdünnung im Scheitelbereich, typisches Muster beim androgenetischen Haarausfall
  • Beginn häufig ab dem 30. Lebensjahr, verstärkt nach den Wechseljahren
  • Diffuse Ausdünnung im Scheitelbereich, Haaransatz bleibt erhalten
  • Etwa 20–30 % der Frauen betroffen

Ursache ist eine genetische Veranlagung: Die Haarfollikel reagieren überempfindlich auf DHT – dadurch verkürzt sich die Wachstumsphase des Haares und die Follikel schrumpfen. Besonders betroffen sind Frauen mit erhöhtem Androgenspiegel – z. B. Frauentypen mit stärkerer Körperbehaarung, fettiger Haut oder Zyklusstörungen. Auch das PCO‑Syndrom kann eine Rolle spielen.

💡 Was ist DHT – und warum schädigt es das Haar?
DHT (Dihydrotestosteron) ist ein Abbauprodukt des männlichen Sexualhormons Testosteron. Es spielt eine wichtige Rolle in der embryonalen Entwicklung – kann aber bei genetischer Veranlagung eine überempfindliche Reaktion der Haarfollikel auslösen. Diese reagieren auf DHT mit einer Verkürzung der Wachstumsphase und Miniaturisierung: Die Haare werden dünner, kürzer, heller – und hören irgendwann auf zu wachsen. Wichtig: Je früher die Diagnose gestellt wird, desto besser lässt sich der Verlauf beeinflussen.

Illustration: gesunder Haarfollikel mit kräftigem Haar neben verkleinertem Haarfollikel bei Haarausfall

Ziel der Therapie ist es, die Wirkung von DHT an der Haarwurzel zu hemmen oder zu blockieren, z. B. mit Medikamenten oder pflanzlichen Wirkstoffen.

💊 Was sind Antiandrogene – und wie helfen sie bei Haarausfall?
Antiandrogene sind Wirkstoffe, die die Wirkung männlicher Hormone (Androgene) wie DHT an den Haarfollikeln abschwächen. Sie blockieren die Hormonbindung oder senken die DHT‑Konzentration im Gewebe. ➤ Besonders bei Frauen mit hormonellem Ungleichgewicht, PCOS oder familiärer Veranlagung kann eine antiandrogene Therapie den Haarausfall deutlich verlangsamen oder stoppen. Gängige Antiandrogene sind z. B. Cyproteronacetat, Spironolacton oder spezielle Verhütungspillen mit antiandrogener Komponente.

Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata)

Illustration der Stadien des kreisrunden Haarausfalls bei einer Frau, von kleinen kahlen Stellen bis zur kompletten Glatze

Der kreisrunde Haarausfall ist eine entzündliche, nicht ansteckende Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise die Haarwurzeln angreift. Es entstehen runde, scharf begrenzte kahle Stellen, meist am Kopf, aber auch im Bartbereich oder an anderen Körperregionen. Die betroffenen Hautareale sind glatt, schuppenfrei und zeigen häufig sogenannte Ausrufezeichenhaare am Rand (dünner werdend zur Haarwurzel hin).

Die Erkrankung kann in Schüben verlaufen, mit spontanen Phasen des Haarwuchses und plötzlichen Rückfällen. In manchen Fällen bleibt es bei einzelnen Stellen; in schwereren Fällen kann es zur Ausbreitung auf den ganzen Kopf (Alopecia totalis) oder sogar auf die gesamte Körperbehaarung (Alopecia universalis) kommen.

Ursachen und Auslöser

  • Autoimmunreaktion auf Haarfollikel
  • Genetische Veranlagung
  • Oft assoziiert mit anderen Autoimmunerkrankungen (z. B. Schilddrüse, Vitiligo)
  • Häufig tritt der erste Schub nach einer Stresssituation oder Infektion auf

Therapieoptionen

Die Behandlung richtet sich nach Ausmaß und Verlauf der Erkrankung:

  • Kortisonpräparate lokal: Lösungen, Cremes oder Injektionen zur Unterdrückung der Immunreaktion an der Haarwurzel
  • Topische Immuntherapie: z. B. Diphenylcyclopropenon (DPCP)
  • Minoxidil‑Lösungen zur Anregung des Haarwachstums
  • Phototherapie (z. B. UVB‑Kammbehandlung)
  • Systemische Therapie: in schweren Fällen kurzfristig systemische Kortikosteroide oder neuere Immunmodulatoren (z. B. JAK‑Inhibitoren, off‑label)

Da der Verlauf individuell sehr unterschiedlich ist, steht im Vordergrund eine individuell abgestimmte Betreuung. In unserer Haarsprechstunde nehmen wir uns Zeit, auch diese komplexen Fälle fundiert zu begleiten.

Plötzliche, klar begrenzte kahle Stellen – meist durch Autoimmunreaktionen verursacht. Kann sich ausweiten oder spontan wieder zurückbilden.

Diffuser Haarausfall

Gleichmäßiger Haarverlust über den gesamten Kopf. Häufig ausgelöst durch Eisenmangel, Schilddrüsenstörungen, Infekte, Medikamente oder starken Stress.

Vernarbender Haarausfall

Durch entzündliche Erkrankungen wie Lupus oder Lichen planopilaris. Es kommt zur dauerhaften Zerstörung der Haarfollikel. Frühe Diagnose ist hier entscheidend.


Diagnose und Behandlung

Da die Ursachen für Haarausfall und Haarveränderungen sehr individuell sind, steht bei uns eine gründliche Diagnostik an erster Stelle:

  • Blutuntersuchungen zur Erfassung von Hormonstatus (inkl. Sexualhormone), Eisen, Zink, Vitamin D, Schilddrüsenwerten u. a.
  • Anamnese und klinische Untersuchung der Kopfhaut

In vielen Fällen lässt sich der Haarausfall durch eine Kombination aus gezielter Therapie, Nährstoffsubstitution, hormoneller Regulation, medizinischer Kopfhautpflege oder innovativen Methoden wie PRP (Platelet‑Rich Plasma) erfolgreich behandeln.


Unsere Haarsprechstunde – Ihr individueller Behandlungsplan

Da Diagnose und Therapie bei Haarproblemen häufig komplex sind, bieten wir eine spezialisierte Haarsprechstunde im Rahmen einer Privatordination an. Hier nehmen wir uns ausreichend Zeit, um Ihre Beschwerden detailliert zu analysieren und eine maßgeschneiderte Behandlungsstrategie zu entwickeln.

Preis der Haarsprechstunde: 140 Euro