Schuppenflechte (Psoriasis)
Ursachen & Behandlung

Psoriasis, auch als Schuppenflechte bekannt, ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die sich durch schuppende, entzündliche Hautveränderungen äußert. Sie gehört zu den Autoimmunerkrankungen und betrifft etwa 2 bis 3 % der Bevölkerung – Männer und Frauen gleichermaßen, oft mit Beginn im jungen Erwachsenenalter.

 

 

Plaque psoriasis am Ellbogen mit deutlich weißlichen Schuppen und geröteter Haut

Kopfhautpsoriasis Schuppenflechte im Nackenbereich und Haaransatz bei einem Erwachsenen

 

Ursachen und Entstehung

Die genauen Ursachen der Psoriasis sind noch nicht vollständig geklärt. Es handelt sich jedoch um eine multifaktorielle Erkrankung, bei der genetische Veranlagung und Umweltfaktoren zusammenspielen. Entscheidend ist eine fehlgesteuerte Immunreaktion, bei der sich Hautzellen deutlich schneller erneuern als normal – statt in 28 Tagen in nur 3 bis 5 Tagen. Das führt zur typischen Verdickung, Rötung und Schuppung der Haut.

Genetische Faktoren:

  • Häufig familiäre Häufung
  • Mutationen in bestimmten Genen (z. B. HLA-Cw6)

Immunologische Mechanismen und Triggerfaktoren:

  • Aktivierung von bestimmten Entzündungszellen und somit Entzündungsprozessen in der Haut
  • Triggerfaktoren des Immunsystems
  • Infektionen (v. a. Streptokokken – bei Psoriasis guttata)
  • Stress und psychische Belastung
  • Hautreizungen (z. B. durch Kratzen, Druck, Sonnenbrand – Köbner-Phänomen)
  • Medikamente (z. B. Betablocker, Lithium, Interferone)
  • Nikotin- und Alkoholabusus
  • Hormonelle Veränderungen
  • Stoffwechselstörungen (z. B. Übergewicht, Diabetes, Schilddrüsenprobleme)
  • Allergien und Unverträglichkeiten

 

Psoriasis und Psyche – Ganzheitliche Betrachtung wichtig

Die Hautkrankheit belastet viele Patientinnen emotional und sozial. Scham, Depressionen und Rückzug sind nicht selten. Außerdem zeigen immer mehr Studien eindeutig den Zusammenhang von psychischen Stressfaktoren (Ängste, diverse Sorgen, Konfliktsituationen, uvm.). Deshalb ist ein ganzheitlicher Ansatz – zum Beispiel mit psychologischer Unterstützung, Stressreduktionsübungen, Alkohol/Nikotin-Entwöhnung uvm. – wichtig.

 

Klinisches Erscheinungsbild und Verteilung

Die Psoriasis zeigt sich sehr unterschiedlich – je nach Form, Ausprägung und betroffenen Körperregionen. Typisch sind:

Klassische Psoriasis vulgaris

  • Scharf begrenzte, gerötete Plaques mit silbrig-weißen Schuppen
  • Häufige Lokalisation: Kopfhaut, Ellenbogen, Knie, Steißbein, Bauchnabel
  • Juckreiz ist häufig, kann aber auch fehlen

Weitere klinische Formen:

  • Psoriasis guttata: tropfenförmige Läsionen nach Infekten, v. a. bei Kindern/Jugendlichen
  • Psoriasis inversa: in Hautfalten, z. B. Achseln, Leisten, unter der Brust – eher wenig Schuppung
  • Psoriasis pustulosa: mit Pusteln, schwerer Verlauf (z. B. an Händen und Füßen)
  • Nagelpsoriasis: Tüpfelnägel, Ölflecken, Krümelnägel – oft mit Psoriasis-Arthritis
  • Psoriasis arthritis: Gelenkbeteiligung mit Schmerzen, Schwellungen, Morgensteifigkeit

 

Psoriasis guttata kleinfleckige Psoriasisherde oft auf großen Arealen verteilt, rötliche Färbung und weniger Schuppen

Psoriasis guttata

 

Nagelpsoriasis Nagelveränderungen mit Rillen oder bräunlich/schwärzlichen Punkten

Nagelpsoriasis

 

Psoriasis arthritis schmerzhafte Gelenksbeteiligung an allen Gelenken möglich

Psoriasis arthritis

 

Verlauf und Prognose

Die Psoriasis verläuft meist chronisch-rezidivierend – mit Phasen der Verschlechterung (Schübe) und Verbesserung. Die Schwere der Erkrankung kann stark schwanken. Einige Betroffene haben nur kleine Herde, andere sind großflächig betroffen oder haben zusätzlich Gelenkbeschwerden.

Einteilung nach Schweregrad:

  • Leicht: < 3 % der Körperoberfläche
  • Mittel: 3–10 %
  • Schwer: > 10 % der Körperoberfläche, oft erhebliche Beeinträchtigung im Alltag und/oder zusätzliche Gelenksbeteiligung

 

Moderne Therapieoptionen

Die Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad, dem individuellen Befallsmuster und dem subjektiven Leidensdruck. Ziel ist eine langfristige Kontrolle der Symptome und Verbesserung der Lebensqualität.

  • Lokale Therapien: Pflegende Basistherapie mit rückfettenden Salben zur Hautbarriere-Stärkung (z. B. Elidel® und Protopic®)
  • Vitamin-D3 Cremen (z. B. Calcipotriol®): regulieren das Zellwachstum
  • Cortisonsalben: schnelle Hilfe bei akuten Schüben, entzündungshemmend

Nachteile: Cortisonsalben führen zu einer Verdünnung der Haut, zu einer reduzierten Immunantwort der Haut und kann auch in größeren Mengen systemische Wirkungen haben. Wir werden daher cortisonhaltige Salben nur nach einem genauen Schema individuell für Sie verschreiben.

 

Hautpflege bei Psoriasis – Basistherapie als tägliche Unterstützung

 

Erkrankte Hautstellen werden eingecremt

Die tägliche Hautpflege ist ein zentraler Bestandteil der Psoriasis-Behandlung – auch in beschwerdefreien Zeiten. Eine intakte Hautbarriere kann die Entstehung neuer Herde verlangsamen und Juckreiz sowie Schuppung lindern.

Ziele der Hautpflege:

  • Feuchtigkeitsversorgung und Rückfettung
  • Minderung von Schuppung
  • Förderung der Hautheilung
  • Verbesserung der Aufnahme von Wirkstoffen

Was gehört zur richtigen Hautpflege?

  • Rückfettende Salben & Cremen: z. B. mit Urea, Glycerin, Linolsäure
  • Salicylsäurehaltige Produkte: helfen, Schuppen zu lösen
  • Urea (Harnstoff): reguliert Verhornung
  • Ölbäder: z. B. mit Soja-, Mandel- oder Jojobaöl
  • pH-neutrale Waschlotionen
  • Keine alkoholhaltigen Produkte oder Duftstoffe!

🟡 Tipp: Regelmäßige Basispflege kann Schüben vorbeugen und die Lebensqualität spürbar verbessern.

Cortisonsalben – wirksam, aber nicht bedenkenlos einsetzbar

Vorteile:

  • Schnelle Entzündungshemmung: innerhalb weniger Tage Rückgang von Rötung, Juckreiz, Schuppung
  • Einfache Anwendung lokal auf betroffenen Arealen
  • Gut kombinierbar mit Vitamin-D3-Analoga

Nachteile & Risiken:

  • Hautverdünnung (Atrophie) bei zu langer oder unsachgemäßer Anwendung
  • Gefahr von perioraler Dermatitis (v. a. im Gesicht)
  • Tachyphylaxie (Wirkverlust bei Daueranwendung)
  • Rebound-Phänomen beim abrupten Absetzen
  • Nicht geeignet für Dauertherapie

👉 Fazit: Cortisonsalben sind hilfreich für kurzfristige Schubbehandlung, sollten aber ärztlich begleitet und zeitlich begrenzt eingesetzt werden. Danach sollte auf eine pflegebasierte Erhaltungstherapie oder eine kombi- oder systemische Therapie umgestellt werden.

 

Lichttherapie

Die Lichttherapie zählt zu den bewährtesten Behandlungsmethoden bei Schuppenflechte. Durch gezielte Bestrahlung mit UV-Licht werden Entzündungen in der Haut gehemmt und das überaktive Immunsystem beruhigt.

  • UVB 311 nm oder PUVA (Psoralen + UVA) wird je nach Hauttyp und Verlauf eingesetzt.
  • Empfohlen bei großflächigem Befall oder unzureichendem Ansprechen auf Salbenbehandlungen.
  • Die Behandlung erfolgt ambulant – meist 2–3x pro Woche über mehrere Wochen.

Wichtig ist eine individuelle Anpassung der Lichtdosis und die konsequente Durchführung über die gesamte Therapiedauer, um nachhaltige Erfolge zu erzielen.

 

Lichttherapie bei Schuppenflechte

 

Systemische Therapien

Eingesetzt bei mittelschwerer bis schwerer Psoriasis oder wenn Gelenke beteiligt sind:

Klassische Systemtherapeutika:

  • Methotrexat (MTX): auch bei Psoriasis arthritis
  • Ciclosporin, Acitretin

Diese Produkte sind seit vielen Jahren im Einsatz und haben vielen Patienten geholfen. Aufgrund starker Nebenwirkungen werden jedoch heutzutage die deutlich verträglicheren Biologica in den meisten Fällen bevorzugt. Denn während die obengenannten Medikamente das gesamte Immunsystem beeinflussen und unterdrücken, werden durch Biologica nur mehr „punktgenau“ einzelne Immunmedulatoren beeinflusst.

 

Biologika bei Schuppenflechte – moderne Systemtherapie mit gezielter Wirkung

Biologika haben die Psoriasistherapie revolutioniert – besonders bei mittel- bis schwerer Ausprägung oder Psoriasis arthritis. Sie greifen gezielt in das fehlgeleitete Immunsystem ein und bieten Betroffenen mit konventionell therapieresistenter Psoriasis neue Hoffnung.

🧬 Was sind Biologika?

Vereinfacht ausgedrückt sind Biologika monoklonale Antikörper oder Fusionsproteine, die gezielt proinflammatorische Botenstoffe (Zytokine) blockieren, die bei Psoriasis eine zentrale Rolle spielen – vor allem TNF-α, IL-17, IL-12/23 oder IL-23.

💡 Indikationen für Biologika:

  • Mittelschwere bis schwere Psoriasis (>10 % BSA)
  • Unverträglichkeit konventioneller Therapien
  • Nagel-, Kopfhaut-, Genitalbeteiligung
  • Psoriasis arthritis

💊 Einige häufig verwendete Biologika bei Psoriasis (Stand 2025):

Zielstruktur Wirkstoffe Handelsnamen
TNF-α Adalimumab, Etanercept, Infliximab Humira®, Enbrel®, Remicade®
IL-12/23 Ustekinumab Stelara®
IL-17A Secukinumab, Ixekizumab, Brodalumab Cosentyx®, Taltz®, Kyntheum®
IL-23 Guselkumab, Risankizumab, Tildrakizumab Tremfya®, Skyrizi®, Ilumetri®

✅ Vorteile:

  • Schnelle und langanhaltende Besserung der Hautsymptome um durchschnittlich 80 Prozent
  • Gezielte Immunmodulation statt genereller Immunsuppression – dadurch:
  • Deutlich geringere Nebenwirkungen bei besserem Wirkungsprofil
  • Hohe Lebensqualität durch Reduktion von Juckreiz und Entzündung
  • Sehr gute Verträglichkeit bei den meisten Patienten
  • Auch wirksam bei Gelenkbeteiligung (Psoriasis arthritis)

⚠️ Nachteile:

  • Kostenintensiv (über eine Chefarztbewilligung übernehmen die Kassen fast immer die Kosten)
  • Erhöhtes Risiko für HNO Infektionen, insbesondere bei speziellen Biologica
  • Regelmäßige ärztliche Kontrolle erforderlich (Blutbild, Leberwerte, TB-Test vor Beginn)
  • Wirkungseintritt kann bei einigen Substanzen verzögert sein (Wochen)

 

🗓 Anwendung & Verlauf

  • Meist subkutane Injektionen alle 1–12 Wochen
  • Erste Effekte je nach Präparat nach 2–6 Wochen
  • Der Therapieerfolg wird regelmäßig überwacht durch Kontrollen bei uns
  • Wir empfehlen erfahrungsgemäß für ein ausführliches Erstgespräch (20 Minuten) eine Privatsprechstunde bei unseren Biologica Spezialisten zu buchen. Diese gibt ausreichend Zeit für Ihre Fragen um schließlich das „maßgeschneiderte“ Biologica für Ihren Psoriasis Typ zu wählen. Weitere kurze Folgetermine /Kontrollen können gerne über die Kassen verrechnet werden.

🧾 Fazit – Für wen sind Biologika geeignet?

Biologika sind eine hochwirksame Option für Patientinnen mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis, die mit herkömmlichen Methoden nicht ausreichend kontrolliert werden kann. Bei sorgfältiger Auswahl und Überwachung bieten sie sehr gute Langzeitergebnisse – sowohl für Haut als auch Gelenke.

Ein individueller Behandlungsplan unter dermatologischer Kontrolle ist entscheidend, um das optimale Wirkstoffprofil für jeden Patienten zu finden.

 

Selbsthilfe und ergänzende Maßnahmen

  • Nikotinverzicht, gesunde Ernährung, Gewichtsreduktion
  • Stressmanagement: z. B. Yoga, Entspannungstechniken
  • Patientenschulungen und Austausch in Selbsthilfegruppen
  • Vermeidung mechanischer Reize (z. B. Kleidung, Kratzen)