Chronisch-venöse Insuffizienz (Beinvenenschwäche)

31 Jan
Chronisch-venöse Insuffizien

Chronisch-venöse Insuffizienz (Beinvenenschwäche)

Das Venensystem ist jener Teil des Blutkreislaufs, das das Blut zum Herzen hin transportiert. Unterschieden werden das oberflächliche und das tiefe Venensystem.

Das oberflächliche Venensystem führt das Blut von der Oberfläche (Haut- und Unterhautgewebe) in die tiefen Venen. Die oberflächlichen Beinvenen münden im Bereich der Kniekehle und der Leiste in das tiefe Venensystem, weiters stehen die beiden Systeme über Verbindungsvenen (sogenannte Perforansvenen) miteinander in Verbindung. Das tiefe Venensystem befördert das Blut weiter zum Herzen.

Bei der chronisch-venösen Insuffizienz funktioniert der Blutabtransport des oberflächlichen Venensystems nur eingeschränkt. Es kommt zu einem krankhaften Blutrückfluss in Richtung Füße. Dieser gestörte Blutabfluss führt zu Krampfadern und zu Symptomen, die sich beispielsweise nach längerem Stehen als Knöchel- und Unterschenkelschwellung, Schmerzen in den Beinen, oder als „schwere Beine“ äußern können.

Ursachen

Ursachen sind oft eine erblich bedingte Venenklappenschwäche und (vorangegangene) Thrombosen der Beinvenen. Weitere Risikofaktoren sind das weibliche Geschlecht, der Lifestyle (Bewegungsmangel, sitzende berufliche Tätigkeit), sowie starkes Übergewicht.

Symptome

Frühstadium:

  • Besenreiser, Krampfadern
  • Schwere- und Spannungsgefühl in den Beinen
  • Wasseransammlungen in den Beinen (Beinödeme)

Fortgeschrittenes Stadium:

  • Hautverfärbung oder Hautrötung im Unterschenkelbereich (Stauungsekzem)
  • Leicht verletzliche und schlecht heilende Haut, oft mit typischen bräunlich-bläulichen Verfärbungen der betroffenen Region
  • Nicht heilende Beingeschwüre und offene Beine (Ulcus cruris)

Diagnostik

Zur Diagnostik wird ein Gefäßultraschall der Venen durchgeführt (Duplexsonographie). Hierbei handelt es sich um eine völlig schmerzlose Untersuchung. Diese Ultraschalluntersuchung wird von den Kassen nicht übernommen. Die Duplexsonographie, sowie eine ausführliche Beratung über den Zustand Ihres Venensystems und mögliche Therapiewege kosten im Hautzentrum € 100 und dauern ca. 20 Minuten.

Ziel ist es, möglichst früh eine chronisch-venöse Insuffizienz zu diagnostizieren und zu therapieren, um ein Voranschreiten der Erkrankung zu verhindern. Fortgeschrittene Stadien wie verletzliche Haut können nicht wieder rückgängig gemacht werden. Die Behandlung offener Beine ist meist sehr langwierig und aufwändig. Auch gilt es, das Risiko einer Thrombose (Blutgerinnsel) rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Deshalb ist es besonders wichtig, bereits bei beginnenden Symptomen eine Beinvenenschwäche abklären zu lassen.

Therapie

Vorbeugende Maßnahmen:

Wenn Sie leichte Beschwerden haben, wie zB kosmetisch störende Besenreiser oder schwere Beine und die Duplexsonographie unauffällig ist, gibt es folgende Empfehlungen:

Gerade bei langen Autofahrten/Flügen oder sitzenden Berufen helfen Venengymnastik, Tabletten mit natürlichen Wirkstoffen (sogenannten Falvonoiden), sowie Venensalben Bein Aktiv Gel. Die Inhaltsstoffe wirken entstauend, stärken die Gefäßwände und sind bei Beinvenenschwäche eine natürliche Vorsorge und Ersttherapie. Auch Stützstrümpfe (es gibt hier neben medizinischen Modellen auf Kasse auch ästhetisch ansprechende Modelle gegen eine kleine Aufzahlung als Verschreibung). Weitere einfache und praktische Tipps zur Venenschwäche finden Sie hier.

Verödungstherapie (Sklerotherapie):

Bei kleineren Krampfadern bzw. kosmetisch störenden Besenreisern kommt die sogenannten Sklerotherapie zum Einsatz. Hierbei werden die betroffenen Venen mit einer kleinen Nadel punktiert und Verödungsmittel eingebracht, was zu einem Verkleben der Venen führt. Bei besonders dünnen, feinen Besenreisern kommen ergänzend spezielle Laser zur Entfernung zum Einsatz. Die störenden Besenreiser verschwinden teilweise sofort bei der Behandlung bzw. in den folgenden Tagen. Im Anschluss an die Behandlung sollten tagsüber kurzzeitig Kompressionsstrümpfe getragen werden, um ein besseres Ergebnis zu erzielen. Mit gesellschaftlichen bzw. beruflichen Ausfallszeiten ist nicht zu rechnen. Die Sklerotherapie erfolgt ambulant in unserem Ordinationszentrum und wird von Dr. Nadine Reiter durchgeführt.

Operationstechniken

Bei krankhafter Veränderung größerer Stammvenen empfiehlt sich die Durchführung einer operativen Sanierung.

„Klassische“ Varizenoperation:

Bei der klassischen Stripping-Operation erfolgt ein Unterbinden der oberflächlich gelegenen Stammvenen im Bereich der Einmündungsstelle in das tiefe Venensystem. Nachfolgend wird die Vene durch Herausziehen entfernt (Stripping). Bei der klassischen Stripping-OP ist meist eine Vollnarkose erforderlich.

Endovenöse Therapieverfahren:

In den vergangenen Jahren haben sich zunehmend endovenöse Verfahren zur Therapie der chronisch-venösen Insuffizienz etabliert. Sie stellen eine sanfte Alternative zur klassischen Varizenoperation dar.

Durchführung:

Die Stammvene wird nicht entfernt (gestrippt), sondern mit Hilfe eines Katheters verschlossen. Der Katheter wird in örtlicher Betäubung unter Ultraschallkontrolle durch Punktion in die Vene eingebracht und bis kurz vor deren Einmündung in das tiefe Venensystem vorgeschoben. Im Anschluss wird die zu behandelnde Vene im gesamten Verlauf örtlich betäubt. Beim schrittweisen Zurückziehen des Katheters wird bei der endovenösen Lasertherapie im Bereich der Katheterspitze Energie in Form von Wärme auf die Venenwand übertragen. Die Vene schrumpft und wird somit verschlossen, dadurch wird der krankhafte venöse Rückfluss gestoppt.

Im Gegensatz zur klassischen Stripping-OP können endovenöse Therapieverfahren ambulant und in örtlicher Betäubung erfolgen. Bereits nach 1 bis 2 Tagen ist die Patientin/der Patient wieder arbeitsfähig. Auf das klassische Stripping-Verfahren muss allerdings zurückgegriffen werden, wenn die betroffenen Stammvenen zu oberflächlich verlaufen, oder zu geschlängelt sind, um einen Katheter einzuführen.

Die operativen Verfahren erfolgen in Kooperation mit unserem Gefäßchirurgen Prof. Markus Klinger. Prof. Klinger bietet diese sowohl im AKH auf Kassenkosten als auch mit Zusatzversicherung an.

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Dr. Nadine Reiter Dr. Nadine Reiter

FÄ für Haut- und Geschlechtskrankheiten
Allgemeinmedizinerin

Ausbildung:
Charité Berlin
Medizinische Universität Wien (mit Schwerpunkt Phlebologie)
Zuletzt Venenambulanz der Medizinischen Universität Wien